Rainard Bunte

Gelingende Ansatzumstellung von Daniel Mihajlovic


In diesem Artikel geht es um die Fragen, was der richtige Ansatz ist, warum es überhaupt nötig ist den Ansatz umzustellen und welche Möglichkeiten es hierzu gibt.

Der richtige Ansatz

Mit Ansatz ist hier die Position des Mundstückes auf den Lippen gemeint. Wenn diese korrekt ist, dann braucht und sollteman auch nicht umstellen, selbst wenn man subjektiv das Gefühl hat, alle Probleme kämen von den Lippen. Darüber hatte ich hier und hier schon einmal geschrieben. Die Regel lautet, dass der obere- und untere Rand des Mundstückes nicht im Lippenrot sein dürfen.


Das aus zwei Gründen:

Erstens aus physiologischen Gründen, denn die Lippen (=Schleimhaut) sind weniger Widerstandsfähig als die “normale” Haut und durch die Verteilung der Nervenzellen (Sensoren) ist die Präzision der Position schlechter

Zweitens, es verändert die Art der Reaktion der Lippen auf Veränderung der Kraft der Luft.

Was bedeutet das? Beim Trompetespielen gibt es stark vereinfacht zwei Kräfte, die im Gleichgewicht sein müssen, damit ein Ton entsteht: Luft und Lippe. Wenn jetzt die Kraft der Luft erhöht wird, um lauter oder höher zu spielen, reagiert die Lippe darauf.


Warum den Ansatz umstellen?

Und jetzt kommt eine wichtige Unterscheidung: Das Einsetzen ins Lippenrot führt zwar oft, aber nicht notwendigerweise, zu Nachteilen oder Problemen. Wenn dazu allerdings das Platzieren

 kommt, dann macht das heftig Probleme.

Platzieren bedeutet, dass als automatische(!) Reaktion auf höher und/oder lauter spielen wollen, die Position des Mundstückes verändert wird. Oder dass z.B. höhere Töne schlicht durch eine Verkleinerung derschwingenden Fläche erreicht werden. Das ist allerdings weder flexibel noch präzise (Töne treffen/Intonation) noch zuverlässig wiederholbar und da beim Platzieren im Lippenrot eingesetzt wird, ist die Ausdauer auch noch schlecht.

Zur Methoden der Korrektur kommen wir gleich, vorab noch Folgendes: wer jahre- oder jahrzehntelang mit einem solchen Ansatz gespielt hat, der hat nicht die Fertigkeiten entwickelt, die Tonhöhe auf eine andere Art zu verändern. Daher bedeutet die Ansatzumstellung oft (nicht immer) dass man danach wie ein Anfänger von Vorne beginnt und vieles ganz neu lernen muss, weil man es tatsächlich noch nie getan hat. In jedem Fall sindalso Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz gefragt.


Wie eine Ansatzumstellung gelingen kann

Für Veränderungen gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: sukzessive oder radikal. Bei ersterem würde man also nach und nach umstellen, ein schleichender Prozess also, bei letzterem würde man ab einem gewissen Punkt radikal den neuen Ansatz “einbrennen”.

Sukzessive Veränderung

Jetzt gibt es für beide Methoden Beispiel, bei denen es funktioniert hat. Ich z.B. habe mit einigen Kindern (hatte sie von einem Lehrer geerbt, der in Rente ging) die z.T. oben und(!)unten platzierten spielerisch über Monate verschiedene Positionen ausprobiert: links, rechts, oben, unten, schräg usw. bis sie mit jedem beliebigen Ansatz spielen konnten.

Dann habe ich ihnen gezeigt, dass ungefähr in der Mitte, unter Beachtung der Ansatzregel, der Ton besonders rund und schön klingt. Et voilà. Hat bei vielen wunderbar funktioniert.

Eine andere Methode, die Jeff Smiley propagiert, stösst in ein ähnliches Horn, allerdings systematischer und mit speziellenÜbungen. Ich beschäftige mich seit einigen Monaten mit dieser sehr interessanten Methode (Balanced Embouchure), habe aber momentan noch nicht genügend praktische Erfahrung damit gesammelt, um genaueres dazu zu sagen. Wenn dich das interessiert, findest Du im Netzweiterführende Informationen.


Radikale Veränderung

Bei der radikalen Methode, nach der ich meistens vorgehe, so wie wohl auch die Mehrheit der Lehrer, wird ein klarer Schnitt gemacht und von vorne angefangen. Dann setzt man das Mundstück an der neuen, richtigen Position an und tut, was auch ein Anfänger tut und erarbeitet sich über viele Monate eine neue Spieltechnik. Dabei ist die alte Gewohnheit oft ein großes Hindernis, weil man unbewusst(!) immer wieder nach dem alten, vertrauten Gefühl sucht und somit Gefahr läuft, bald wieder zu platzieren.

Deswegen sollte man auch während der Ansatzumstellung unbedingt bei allen Orchestern, Bands, Ensembles usw. pausieren. Es mag schwerfallen, ist aber m.E. unabdingbar, weil der Reiz “funktionieren” zu müssen zu groß ist und den Erfolg sabotiert.


Malte Burba hat dazu einige intelligente Ideen, die diesen Prozess vereinfachen sollen. Eine Idee ist, dass man die grundlegenden “Mechanismen” vor der Ansatzumstellung einübt, damit das Neulernen nach der Umstellung einfacher und schneller funktioniert. Dies geschieht mit Übungen ohne Trompete.Man hat dann also ein gewisses Repertoire an Fertigkeiten erarbeitet, mit denen man nach der Ansatzumstellung deutlich schneller gut spielen kann als es ohne der Fall wäre.

Eineandere Idee ist, dass man für die Umstellung ein sehr großes Mundstück benutzt (Schilke 24), mit dem es relativ leicht ist, die Ansatzregel einzuhalten – und dann nach und nach wieder kleinere, “normale” Mundstücke nimmt.


Fazit

In jedem Fall gibt es viele Details zu beachten und es ist daher in den meisten Fällen sinnvoll, eine Ansatzumstellung mit einem erfahrenen Lehrer anzugehen. Dieser erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Umstellung “technisch”klappt und – was nicht zu unterschätzen ist – sorgt für die nötige psychologische Unterstützung, denn, wie gesagt, braucht man dafür meist viel Geduld.

So, und jetzt kannst Du entscheiden, ob Du weiterhin mit deinem Ansatz spielen willst oder einen der beschriebenen Wege gehen willst. Wenn Du möchtest, besprich mit mir deine spezielle Situation. Melde dich hier für ein CoachingGespräch an.


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