Rainard Bunte

Liebst Du Tonleitern?


Wenn es um die Ausbildung bestimmter Fähigkeiten geht, legen wir mitunter eine erstaunliche Disziplin an den Tag: Millionen Menschen besuchen regelmäßig ein Fitnessstudio, um mit Hilfe monotoner Übungen an stählernen Maschinen ihre Muskeln in Form zu bringen, unzählige Freizeitläufer drehen Woche für Woche stundenlange, einsame Runden im Stadtwald, um ihre Ausdauer zu verbessern, nächtelang sitzt so mancher vor immer demselben Computerspiel, um endlich den nächste Level zu erreichen. Und diese ständigen Wiederholungen des Immergleichen machen uns auch noch Spaß. Doch wie sieht es aus, wenn es um die Entwicklung elementarer Spieltechniken auf unserem Instrument geht? Wir wissen zwar, dass erst das regelmäßige Üben von Skalen, Arpeggien, Kadenzen etc. uns in die Lage versetzt, auch schwierige Passagen in Musikstücken "unfallfrei" zu spielen - trotzdem schaffen es nur die wenigsten, sich täglich neu für diese Übungen zu motivieren. Und selbst wenn - mit Spaß sind wohl nur Masochisten bei der Sache. Die Ausbildung technischer Fähigkeiten kann nicht vollständig von der Entwicklung musikalischer Fähigkeiten abkoppeln werden. Ein Musiker will Musik machen - die Spieltechnik ist hier nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck.