Üben, von Manuel Hilleke


Hier für alle ein Vorschlag beziehungsweise Leitfaden für ein kleines Experiment.

Ihr nehmt euch ein technisch superschwieriges Stück, sucht euch einen Teilabschnitt aus, etwa

das erste Drittel, und übt zwei Wochen lang täglich sehr langsam, ausgesprochen langsam

immer nur zwei bis vier Takte, so arbeitet ihr euch Stück für Stück voran.

Wichtig: Ihr dürft es kein einziges Mal schnell üben und ihr solltet besonderes Augenmerk auf die

Übergänge der einzelnen Motive und Phrasen legen und diese sogar immer wieder singen.

Nach den zwei Wochen versucht ihr dann, das Stück im Originaltempo zu spielen.

Ihr werdet staunen, was möglich ist und wie sich das Ergebnis anfühlt. Einige werden nun denken,

was für olle Kamellen, kenne ich doch schon alles. Tja, das dachte ich auch und hab es trotzdem

jahrelang falsch gemacht. Das Geheimnis liegt in der Verbindung der Übergänge und in der

absoluten Konsequenz. Pure Disziplin und Detailforschung.

Wenn man so übt, tritt eine unschlagbare Sicherheit und Selbstverständlichkeit der Motorik und der auditiven Vorstellungskraft ein.

Wenn man das einmal gecheckt hat, trifft einen der Blitz, die Erleuchtung. Eine derartige

Arbeitsweise ist nahezu auf alle anderen Lebensbereiche übertragbar.

Überzeugt davon sind die meisten Menschen leider erst, wenn sie dies selbst intensiv erfahren

haben.

Diese Hürde bleibt niemandem erspart und da trennt sich eben die Spreu vom Weizen.