Facebook nervt - es fehlt nur eine Alternative
Facebook hat weltweit rund 600 Millionen aktive Nutzer und täglich werden es mehr. Aber ist das allein schon ein Qualitätsmerkmal? Gibt es an Facebook also nichts auszusetzen, so dass kaum jemand drumherum kommt auch dabei zu sein? Wir meinen: Nein! Facebook hat allerhand Probleme, Baustellen und Bugs, die zum Teil schon lange bestehen, geduldet werden oder sogar gewollt sind. So werden beispielsweise bekannte Sicherheitslücken erst nach Jahren geschlossen , neue Features reihenweise ohne nutzerfreundliche Privatsphäreneinstellungen rausgefeuert, die dann nur durch massiven Druck von außen nachjustiert werden. Und wer auf einer Fanpage über Probleme wie Spam, Würmer oder andere Unliebsamkeiten berichtet, muss damit rechnen, von Facebook ohne Vorankündigung und vollkommen kommentarlos ins virtuelle Nirvana abgeschoben zu werden. Ein ähnliches Schicksal ereilte nun sogar Mark S. Zuckerberg. Der äußerst peinliche PR-Fauxpas, der gestern bekannt wurde, hat dann bei uns das Fass voll gemacht.
Wir haben uns gefragt: Hat Facebook seinen Zenit erreicht und geht es ab jetzt abwärts?
Möglich scheint das sehr wohl, schaut man sich die nachfolgenden Nervfaktoren an. Doch Facebook hat derzeit noch einen entscheidenden Vorteil: Es gibt keine vernünftige Alternative. Facebook-Konkurrenz ist eine gigantische Marktlücke. Diaspora , einst mit dem Ehrgeiz angetreten, die Lücke mit einem userzentrierten Ansatz zu füllen, tritt auf der Stelle und wird wohl noch Jahre brauchen, bis eine echte Konkurrenz zu Facebook möglich ist.
Und alle Bewerber für diese lukrative Marktlücke werden es wohl auch in Zukunft sehr schwer haben, Facebook das Wasser zu reichen. Der durchschnittliche Nutzer ist für gewöhnlich äußerst träge und hat sich auf Facebook doch gerade erst so schön eingerichtet. Jetzt schon wieder zu einer anderen Plattform wechseln und alles von vorne beginnen? Nee, lieber nicht. Da „helfen“ auch die regelmäßigen Vertrauensbrüche in Sachen Privatsphäre nicht weiter!
Eine neue Plattform, die Facebook beerben möchte, muss nicht nur alles das können, was Facebook schon kann - sie muss es besser machen und das auch noch deutlich. Insofern ist die nachfolgende Liste auch eine Art To-Do-Liste für künftige Facebook-Konkurrenten ;-)
17 Dinge, die an Facebook nerven:
  1. Facebook macht zu wenig gegen Spam, Würmer, Scam-Apps, die die Nutzer reinlegen etc.
  2. Immer wieder gibt es Probleme mit der Performance: Die Seite lädt langsam oder nur teilweise. Manche Profilseiten (bleiben scheinbar dauerhaft im Ladevorgang stecken) und Bilder (nur schwarzer Hintergrund) laden gar nicht.
  3. Inkonsistenzen: Inhalte verschwinden und tauchen später wieder auf, man bekommt Kommentare signalisiert, die man dann aber nicht sehen kann...
  4. Mobile-Apps teils schlecht gepflegt, Features werden erst spät nachgezogen: Android z.B. keine Fanpages, iOS keine @-Mentions; iPad-App fehlt ganz
  5. Die Suche ist wirklich schlecht. Schon einmal versucht, da irgendetwas in Facebook zu finden, was kein Name war? Posts können zum Beispiel nicht vernünftig durchsucht werden.
  6. Facebook zensiert Inhalte, Links. Manche Websites kann man nicht direkt verlinken, auch wenn sie harmlos sind. Manche Facebook-Seiten werden gelöscht, andere behalten (Nazigruppen...)
  7. Spionage der Nutzer, auch wenn sie gar nicht auf Facebook sind (Like-Button).
  8. Der Dislike-Button fehlt!
  9. Dauernde Änderungen der Privacy-Einstellungen zuungunsten der Nutzer.
  10. Die Privacy Policy ist inzwischen länger als die Amerikanische Verfassung.
  11. Die Facebook Default Einstellungen sind viel zu offen. Neue bzw. unbedarfte Nutzer veröffentlichen mehr als ihnen lieb ist.
  12. Default ist auf http eingestellt, die Einstellung für https ist in den Settings „versteckt“. Facebook spart sich so Serverload zu Lasten der Nutzersicherheit.
  13. Die Rechte an hochgeladenen Bildern gehen auf Facebook über, aber wer weiß das wirklich?
  14. Es werden kaum Gestaltungsmittel für Profile angeboten, da war MySpace schon einen Schritt weiter.
  15. Immer wieder neue Bugs: Unter „Freunde im Chat“ werden beispielsweise manche Bilder mehrmals angezeigt. Gelesene Nachrichten werden nicht vernünftig auf gelesen gesetzt: die rote Zahl neben „Nachrichten“ bleibt oft stehen, obwohl die Nachricht schon gelesen ist.
  16. Posts werden teilweise nicht live veröffentlicht, sondern mit einer leichten Zeitverzögerung. Das führt nicht selten zu doppelten Posts, gerade im mobilen Einsatz.
  17. Die Bilderleiste, die man im Profil sieht, ist unpraktisch umgesetzt: 1. Man muss sich selbst im Bild markieren. 2. Wenn man von Freunden irgendwo markiert wird, zerstört das die Bilderleiste, weil immer die fünf neusten Markierungen in die Bilderleiste kommen
Facebook wird immer schlimmer
Bedenklich bei Facebook ist nicht nur der momentane Zustand, sondern auch die Entwicklung. Bei Startups und jungen Unternehmen muss man einfach gewisse Zugeständnisse machen - nicht alles kann von Anfang an perfekt sein. Muss es auch gar nicht, nur sollte die Entwicklung schon in die richtige Richtung gehen und die Nutzer mitnehmen. Das ist bei Facebook aber nicht der Fall, es wird immer schlimmer.
Die Privatsphäre wird immer mehr ausgehebelt :
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2005 waren die Standardeinstellungen (blaue Bereiche sind freigegeben) von Facebook noch recht restriktiv... (Bild: mattmckeon.com)


Facebook_Privacy_2010-595x491-3
...2010 sieht das schon anders aus: fast alles ist blau und damit standardmäßig frei zugänglich! (Bild: mattmckeon.com)
Dafür werden die Nutzungsbestimmungen immer länger  und nicht gerade verständlicher:
Facebook_Nutzungsbestimmungen-502x600-3


Wer die Nutzungsbestimmungen von Facebook lesen möchte, braucht viel Zeit. Verstanden hat man sie nach dem Lesen womöglich immer noch nicht. (Bild: NYTimes.com)
Was fällt euch dazu noch ein? Was könnte, sollte oder muss Facebook besser machen? Und wie könnte denn eine erfolgreiche Konkurrenz-Plattform aussehen? Wir freuen uns auf eine spannende und kontroverse Diskussion!
Weiterführende Links zu aktuellen News rund um die Social Networks auf t3n.de:




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